Was geschieht im multifunktionalen Förderraum?
Der multifunktionale Förderraum ist der Raum, der auf die Potenzierung des Lernens für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf ausgerichtet ist. In diesem Raum findet gemäß dem Erlass Nr. 13/2007 des Bildungsministeriums die Lernergänzung statt. Im multifunktionalen Förderraum erfolgt die sonderpädagogische Betreuung, die einzeln oder in Gruppen mit spielerischen Aktivitäten durchgeführt wird, welche auf die Bedürfnisse jedes Schülers bzw. jeder Schülerin ausgerichtet sind. Zu diesem Zweck verfügt jeder Schüler über einen Arbeitsplan, der in Zusammenarbeit mit dem Klassenlehrer und dem pädagogischen Team erstellt wird. Der Arbeitsplan gibt Aufschluss über die schulische Entwicklung des Schülers, seine Fortschritte und Schwierigkeiten, seine thematischen Interessen sowie die von der Fachlehrkraft angewandten Arbeitsmethoden. Der multifunktionale Förderraum ersetzt das reguläre Klassenzimmer nicht und wendet nicht dieselbe Methodik des Nachhilfeunterrichts an.
Die Zielgruppe des multifunktionalen Förderraums sind Lernende mit sonderpädagogischem Förderbedarf, z. B. Schülerinnen und Schüler mit Lernbehinderung, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Autismus-Spektrum-Störung (ASD), sensorischer Verarbeitungsstörung (SPD), exekutiver Dysfunktion (ED) oder Legasthenie, sowie hochbegabte Lernende. Für jede Besonderheit sucht die Lehrkraft nach einer Arbeitsweise, die den Schüler einbezieht und kognitive Mechanismen anregt, die das Lernen im Klassenzimmer erleichtern oder dafür geeignet sind, Projekte zu entwickeln, die das Wissen des Schülers entsprechend seinen Fähigkeiten und seinem Interessengebiet sowie seiner Intelligenz bereichern und vertiefen.
Die Aktivitäten im multifunktionalen Förderraum erfolgen spielerisch, unterhaltsam und herausfordernd, was die Lernenden motiviert, sich dem Lernen auf angenehme Weise zu stellen. Die Spiele, die differenzierten Materialien, die Erkundung verschiedener Umgebungen, Aktivitäten im Freien sowie thematische und maßgeschneiderte Aktivitäten tragen dazu bei, eine Beziehung sowohl zu den behandelten Lernstoffen als auch zu den Lehrkräften aufzubauen. Wenn die affektive Bindung hergestellt ist, ist es einfacher, den Schüler zu erreichen und sein Interesse und den Fokus auf das Lernen zu wecken! Wie Sousa (2021) betont, „[...] ist die Affektivität wie eine Energie, die den Menschen zu Handlungen motiviert, das heißt, ihn dazu motiviert, Antworten zu suchen, und ihm bei der Konstruktion von Wissen hilft, indem mit der Lehrkraft zusammengearbeitet wird“.
Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Arbeit im multifunktionalen Förderraum sind der Kontakt und der Dialog mit dem Betreuungsnetz der Schülerinnen und Schüler, sei es mit Physiotherapeuten, Logopäden, Psychologen etc., wodurch eine Partnerschaft mit dem multidisziplinären Team entsteht. Der multifunktionale Förderraum ermöglicht auch den Protagonismus des Schülers, der mitwirkt und mit seiner Meinung zu den durchzuführenden Aktivitäten beiträgt. Dadurch wird ein kollektiver Betreuungsplan erstellt, in dem die Meinung des Schülers wertgeschätzt wird. Das Lernen an der Leopoldina-Schule wird global betrachtet, wobei sowohl Lern- als auch Funktionsaspekte im Vordergrund stehen. Das Gelernte muss fürs Leben sein!
Literaturangaben:
BRASILIEN. Erlass Nr. 13/2007 vom 24. April 2007 über das Umsetzungsprogramm von multifunktionalen Förderräumen. Bundesamtsblatt der Föderativen Republik Brasilien. Brasília, 26. April 2007.
Ivic, Ivan. Lev Semionovic Vygotsky. Recife: Fundação Joaquim Nabuco. Editora Massangana, 2010.
Sousa, Carolina Florentino. A relação entre afetividade e aprendizagem no processo escolar. Pontifície Universidade Católica de Goiás. Verfügbar unter: https://repositorio.pucgoias.edu.br/jspui/handle/123456789/3149