Hochbegabung zeichnet sich nach Angaben des
Sekretariats für Sonderpädagogik des Bildungsministeriums (2006) durch ein
hohes Intelligenzniveau und eine beschleunigte Entwicklung der Gehirnfunktionen
aus. Dieses hohe Potenzial an Fähigkeiten und Begabungen zeigt sich schon früh
in der Entwicklung des Kindes und deutet sogar auf eine Frühreife hin.
Einige der gewöhnlichen Merkmale von Menschen mit Hochbegabung sind: ein hohes Maß an Neugier, ein für ihr Alter reichhaltiger oder ungewöhnlicher Wortschatz, Kreativität, ein gutes Gespür für Problem- und Situationslösungen mit kreativen und innovativen Ideen, ein gutes Gedächtnis für Details, eine starke Konzentration auf bestimmte Themen mit der Kenntnis vieler Daten oder Fakten, gute Führungsqualitäten, leichtes Lernen oder frühe Lese- und Schreibfähigkeiten mit guten Leistungen in einem oder mehreren Fächern im Vergleich zu Gleichaltrigen, gute Beobachtungsgabe und geringer Bedarf an Anleitung, selbstständiges Lernen, Ausdauer bei der Durchführung einer Aufgabe oder der Suche nach einer Lösung. Hochbegabungen können in einem oder mehreren Bereichen vorhanden sein und können isoliert oder kombiniert auftreten. Die häufigsten Bereiche für hohe Leistung sind:
intellektuell: Einige seiner Merkmale sind
Flexibilität und Gedankenfluss;
akademisch: Dazu gehören spezifische akademische Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Bewertung, Synthese und Organisation von Wissen;
kreativ: Originalität, Vorstellungskraft, Fähigkeit, Probleme auf eine andere und innovative Weise zu lösen;
sozial: Führungsqualitäten, zwischenmenschliche Beziehungen und Kommunikation, Neigung zur Lösung komplexer sozialer Situationen, hohe Überzeugungskraft und Einfluss in einer Gruppe;
künstlerisch: Fähigkeiten und Sensibilität können in den Bereichen bildende Kunst, Musik, Theater und Literatur vorhanden sein.
psychomotorisch: gute motorische Koordination, Körperwahrnehmung, hohe Leistungsfähigkeit in Bezug auf Geschwindigkeit, Beweglichkeit, Kraft und Ausdauer.
Zu den wichtigsten Theorien über Hochbegabung gehören: das differenzierte Modell von Begabung und Talent (Gagné), die Theorie der multiplen Intelligenzen (Gardner) und das Drei-
Ringe-Modell (Renzulli). Für den Bildungspsychologen Robert Gagné ist Hochbegabung eine genetische Veranlagung (angeboren), während Talente das Ergebnis der Interaktion mit der Umwelt sind. Eine anregungsreiche Lernumwelt (Übungen und Training) bildet tendenziell begabtere Menschen aus.
Der Kognitions- und Bildungspsychologe
Howard Gardner ging in seiner Theorie von den verschiedenen Intelligenzen eines Menschen
aus, die in acht Blöcke unterteilt sind: sprachliche Intelligenz, logisch-mathematische
Intelligenz, räumliche Intelligenz, musikalische Intelligenz, kinästhetische Intelligenz, interpersonale
Intelligenz, intrapersonale Intelligenz, naturalistische Intelligenz, existenzielle und spirituelle
Intelligenz. Nach Gardner sind alle Menschen in der Lage, in den genannten Bereichen gute Leistungen
zu erbringen, aber Menschen mit Hochbegabung reagieren mit hoher
Motivation, intensivem Engagement und Freude daran,
Gardner weist darauf hin, dass sich eine Person in einem Block oder in kombinierten Blöcken hervorheben kann, weshalb das Angebot an Reizen breit gefächert sein sollte.
Der pädagogische Psychologe Joseph Renzulli versteht in seiner Drei-Ringe-Theorie Hochbegabung unter dem Dreiklang: überdurchschnittliche Fähigkeit, Kreativität und
Aufgabenengagement.
Viele Menschen verfügen über Fähigkeiten und Fertigkeiten in den genannten Bereichen. Was Menschen mit Hochbegabung auszeichnet, ist ihr hohes Potenzial und ihre überdurchschnittliche Begabung bei der Ausführung von Tätigkeiten im Vergleich zu Gleichaltrigen. Dazu müssen neben der hohen Begabung einige Kriterien beachtet werden, wie
z. B. die Konstanz in diesen Begabungen. Eine Person mit Hochbegabung wird während ihrer Entwicklung die gleiche Fähigkeit haben, außer durch äußere Faktoren, die diese Fähigkeit verändern können.
Wenn die oben genannten Merkmale festgestellt werden, muss die Person an eine spezialisierte Fachkraft (Psychologe oder Neuropsychologe) verwiesen werden, die anhand
spezifischer Tests zur Identifizierung von Hochbegabungen ein Gutachten erstellt. Die sorgfältige Beobachtung von Hochbegabung in der Schule ist von grundlegender Bedeutung.
Nach der Überprüfung durch den psychologischen Evaluierungsbericht (psychologisches Gutachten) muss die Schule auf die Bedürfnisse dieser Schüler achten, indem sie ihre
Interessengebiete durch die Anreicherung des Lehrplans ergänzt und die Bereiche, in denen der Schüler Schwierigkeiten aufweist, vervollständigt. Schüler mit Hochbegabung können in einigen Bereichen Schwierigkeiten haben. Das globale Genie ist ein Mythos, der dekonstruiert werden muss.
Nach dem Modell von Renzulli kann die Anreicherung des Lehrplans auf drei Arten erfolgen: Typ I, II und III. Die Anreicherung Typ I kann mit der gesamten Klasse durchgeführt werden und umfasst allgemeine Erkundungsaktivitäten zu verschiedenen Themen, die für die Schüler von Interesse sind, aber nicht im Lehrplan der Schule vorgesehen sind. Bei der Anreicherung Typ II werden Methoden, Materialien und/oder Unterrichtstechniken eingesetzt, die zur Entwicklung höherer Denkprozesse beitragen und die Schüler dazu anregen und befähigen, Antworten auf reale Situationen, Herausforderungen und Probleme zu finden. Bei der Anreicherung Typ III werden die Lernenden ermutigt, fortgeschrittene theoretische und methodische Kenntnisse in Bereichen von Interesse zu erwerben und originelle Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln, die für bestimmte Gruppen von Interesse sein könnten.
Eine weitere Möglichkeit für Schüler mit Hochbegabung ist die Akzeleration des Lehrplans, die laut Alencar (2007) darin besteht, die Möglichkeit zu bieten, Lehrplaninhalte, die im Normalfall in einer längeren Zeit bearbeitet werden, in einem schnelleren Tempo zu behandeln. Dabei hebt Delou (2007) hervor, dass: [z]u den Zielen der Akzeleration des Lernens gehören: (a) Anpassung des Unterrichtstempos an die Möglichkeiten der Schüler, um eine rationale ethische Arbeit zu entwickeln, (b) Bereitstellung eines angemessenen Niveaus an schulischen Herausforderungen, um Langeweile zu vermeiden, die sich aus der Wiederholung des Lernens ergibt, und (c) Verkürzung des Zeitraums, den der Schüler benötigt, um die traditionelle Schulbildung zu absolvieren, einschließlich des vorzeitigen Eintritts in die Schule oder Universität. Daher wird bei Bedarf und in Absprache mit den multidisziplinären Fachkräften und dem pädagogischen Team ein individueller Entwicklungsplan umgesetzt, der darauf abzielt, den akademischen Anforderungen hochbegabter Schüler gerecht zu werden, indem differenzierte pädagogische Strategien wie das umgekehrte Klassenzimmer, Steam (Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen, Kunst und Mathematik) und der Einsatz von Technologie als pädagogisches Mittel eingesetzt werden, um den Unterricht attraktiver zu gestalten. Hochbegabte Schülerinnen und Schüler können auch bei Projekten und außerschulischen Aktivitäten unterstützt werden, z. B. im Multifunktionsraum, in Sprachkursen, Robotik, Kunst, Sporttraining, Freiwilligenarbeit und anderen. Es ist wichtig, dass Menschen mit Hochbegabung Anreize erhalten, die sie im akademischen Leben motivieren und engagieren und die ihnen Freude und Befriedigung bringen.
LITERATURANGABEN
ALCANTARA, Brenda Derbli. Inclusão de alunos com Altas Habilidades/ Superdotação na Educação Infantil. Revista Científica Multidisciplinar Núcleo do Conhecimento. Ano 05, Ed. 06,
Vol. 06, pp. 05-25. junho de 2020. ISSN: 2448-0959. Verfügbar unter: https://www.nucleodoconhecimento.com.br/educacao/inclusao-de-alunos
BRASIL, Ministério da Educação. Saberes e práticas da inclusão: desenvolvendo competências para o atendimento às necessidades educacionais especiais de alunos com altas habilidades/superdotação. [2. ed.] / coordenação geral SEESP/MEC. - Brasília : MEC, Secretaria de Educação Especial, 2006. Verfügbar unter: http:portal.mec.gov.br/seesp/arquivos/pdf/altashabilidades.pdf
___________. Informativo Altas Habilidades ou Superdotação. Brasília, 2022. Verfügbar unter: https://www.gov.br/mec/pt-br/acesso-a-informacao/institucional/secretarias/secretaria-de- modalidades-especializadas-de-educacao/copy_of_InformativoAltasHabilidadesouSuperdotao.pdf
___________. A construção de práticas educacionais para alunos com altas habilidades/superdotação. Volume 1: orientação a professores / organização: Denise de Souza Fleith. - Brasília: Ministério da Educação, Secretaria de Educação Especial, 2007.
http:portal.mec.gov.br/seesp/arquivos/pdf/altashab2.pdf
ROCHA, Alberto (org). Altas Capacidades e Sobredotação. Compreender, identificar, atuar. [s.l] Associação Nacional para o Estudo e Intervenção na Sobredotação, 2017.